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Der bittere Beigeschmack vom Feuerwerk

Bürgersteig voll mit Flaschen, abgebrannten Feuerwerkskörpern und sonstigem Müll in der Silvesternacht

Es ist ein ganz normaler Parkplatz vor einem Baumarkt, irgendwo in Deutschland. Großräumig wurde eine quadratische Fläche mit gelb-schwarzem Absperrband eingezäunt. Schätzungsweise 100 Menschen verschiedener Altersklassen sind gekommen, um sich die Feuerwerksvorführung anzusehen. Und dann geht es auch schon los: Die erste Fächerbatterie wird angesteckt, ehe die einzelnen Schüsse zum Himmel aufsteigen und mit lautem Knall zerspringen. Manchmal knistert es auch. Anschließend werden Vulkane, klassische Raketen und einiger Kleinkram vorgeführt. Alles leuchtet bunt, es ist laut und währenddessen hört man das Publikum begeistert jubeln. Rund eine halbe Stunde geht die Vorstellung. Gekauft werden kann heute noch nichts, weil der Verkauf erst kurz vor Silvester erfolgen darf. Bestellungen werden aber selbstverständlich bereits angenommen. Ohnehin ist es verwunderlich, dass sich solche Verkaufsshows noch lohnen und alljährlich Menschen Beratung beim Kauf von Feuerwerkskörpern wünschen.

Was wäre allerdings, wenn es plötzlich keine Knaller mehr in den Geschäften zu kaufen gäbe und man die Benutzung rechtlich verbieten würde? Würden wir den Lärm und die bunten Farben ernsthaft vermissen? Silvester plötzlich ganz ohne Spaß? Volksaufstand? Totale Enttäuschung? Wohl eher nicht.
In Mexiko ist der private Gebrauch von Feuerwerkskörpern verboten, sodass ausschließlich Fachpersonal diese zünden dürfen. Dieses Verbot ist dort durchaus gesellschaftlich akzeptiert. Wir brauchen also gewiss nicht das Märchen glauben, dass ein Silvester ohne Knallerei nicht lustig sein kann. Immerhin spart der persönliche Verzicht viel Geld, entlastet die Umwelt und leistet einen wichtigen Beitrag zum Tierschutz.

Wie viel die deutschen VerbraucherInnen tatsächlich in den letzten Tagen vor dem Jahreswechsel für Feuerwerkskörper ausgeben, kann noch nicht konkret beziffert werden, wenngleich in den letzten Jahren der Umsatz konstant bei rund 110 Millionen Euro lag. Ähnliche Zahlen dürften somit auch in diesen Jahr wieder erwartet werden, weil selbst in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zu Silvester ausgiebig gefeiert wird. Eigentlich ist es unvorstellbar, dass freiwillig solche Unsummen verbrannt werden, ohne das dafür ein ernsthafter Nutzen geboten wird. Dieses Geld wird dringend an anderen Stellen benötigt und könnte beispielsweise für den Umwelt- und Tierschutz oder gegen Hunger in der Welt verwendet werden. Oder man rüstet von dem eingesparten Geld alle Lampen auf umweltfreundlichere Energiespar- oder LED-Birnen um. Es können also vielseitige sinnvolle Investitionen getätigt werden.

Aber nicht nur die enorme Geldverschwendung macht Feuerwerkskörper unattraktiv, schließlich wird auch die Umwelt in der Silvesternacht stark belastet. Insbesondere in großen Ballungsgebieten werden Feinstaubkonzentrationen gemessen, die um ein Vielfaches von den Durchschnittswerten abweichen. In Leipzig hat das sächsische Umweltministerium zum Jahresbeginn 2012 Spitzenwerte von 1800 Mikrogramm pro Kubikmeter registriert, was sich ähnlich auf jede andere deutsche Stadt übertragen lässt. In der ersten Stunde nach dem Jahreswechsel wurden in Deutschland sogar bis zu 4.000 Mikrogramm Feinstaub in einem Kubikmeter Luft gemessen. An normalen Tagen liegt der Wert dort bei 30 bis 40 Mikrogramm. Das Umweltbundesamt gab erst kürzlich bekannt, dass Feinstaub dabei enorm die Atemwege beschädigen und Herz-Kreislauf-Probleme verursachen kann. Besonders die enthaltenen Schwermetalle Barium und Perchlorat können sich negativ auf Bronchien und Herz auswirken. Es kann auch zu Schilddrüsenunterfunktionen und zur Schädigung von ungeborenen Kindern kommen. Alleine in Deutschland werden jährlich etwa 10.000 Tonnen Feuerwerkskörper verkauft, welche verschiedene Treibhausgase freisetzen. Die Treibhausgase haben eine Klimawirkung von rund 2.300 Tonnen Kohlendioxid. Als Vergleich: Dieses entspricht etwa 25 Gramm CO2 pro Kopf oder 550 Hin- und Rückflügen zwischen München und New York

Auch Tiere nehmen die erhöhten Feinstaubmengen auf und werden zugleich durch die erhöhte Lautstärke verstärkt belastet. Tiere haben ein empfindlicheres Gehör und geraten somit viel eher in eine Stresssituation. Oft können die Geräusche nicht zugeordnet werden, die Tiere geraten in Panik und können sich dabei sogar selbst verletzen. Das gilt aber nicht nur für Haustiere, sondern auch für alle Tiere in Wäldern oder Ställen. Wer also selbst ein Tier besitzt und/oder einen enormen Beitrag zum Tierschutz leisten möchte, sollte selbst auf das Knallen verzichten. Alles andere wäre ausgesprochen verantwortungslos. Die Tierschutzorganisation TASSO e.V. macht allerdings auch klar, dass zitternde Tiere nicht getröstet werden sollten, weil das ihre Ängste nur noch verstärken würde. Außerdem würden Tiere die Angst von Menschen vor Feuerwerkskörpern spüren.

Es ist also wirklich gar nicht schwer, auf das Feuerwerk in der Silvesternacht zu verzichten. Wir brauchen uns nicht mehr der Illusion hinzugeben, dass wir damit irgendwelche bösen Geister vertreiben müssen. Außerdem ist es doch der leichteste Beitrag zum Umwelt- und Tierschutz, den wirklich jede/r leisten kann. Ist es nicht viel schöner, wenn man das neue Jahr mit mehr Geld in der Tasche beginnt und schon einen Teil zum Umweltschutz geleistet hat? Außerdem darf man dann am nächsten Morgen ganz entspannt die Nachbarn bei der Abfallbeseitigung der Knallkörper beobachten. Wir VerbraucherInnen haben es also in der Hand: Kaufen wir keine Feuerwerkskörper mehr, werden die Discounter diese Artikel aus ihrem Sortiment streichen. Das wäre ein Erfolg – der Umwelt und den Tieren zuliebe.

Bildquelle Artikelbild oben: „Happy New Year“ von Stadtneurotiker unter der Lizenz CC BY-NC-SA 2.0 via Flickr

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9 Kommentare

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    MissBlueberrymuffin
    28. Dezember 2012 um 12:29

    Man kann sich auch einschließen und ein Buch lesen.

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    Thorge Ott
    28. Dezember 2012 um 17:21

    Hallo,
    ja, das könnte man. Allerdings habe ich so den Eindruck, dass du den Inhalt des Artikels ein wenig missverstanden hast. Es geht gar nicht darum, dass ich den Leuten den Spaß an Silvester absprechen möchte, sondern richtet sich meine Kritik in erster Linie gegen Feuerwerkskörper und die damit verbundenen Nebenwirkungen.

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    Anonym
    29. Dezember 2012 um 18:16

    Man kann aber auch einfach 5 Euro die man ansosnten für einen Döner oder ein McDeal Menü bezahlen würde für ein paar Raketen ausgeben und sie abschießen.

    Vollkommen sinnlos.

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    Thorge Ott
    29. Dezember 2012 um 19:57

    Oder man verzichtet einfach auf das McDeal Menü sowie auf die Raketen. Denn beide Dinge sind vollkommen sinnlos.

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    Anonym
    3. Januar 2013 um 10:47

    Ich habe jetzt ein schlechtes Gewissen. Gut, Thorge! 🙂 Du hast Recht!

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    Anonym
    4. Januar 2013 um 12:38

    In Vietnam habe ich 2011/12 mit hunderten von Leuten zu drei Raketen gefeiert – das reicht auch ^^
    Immerhin gab es Bier, hihi!

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    Anonym
    6. März 2014 um 15:26

    Perchlorat ist kein Schwermetall und wird zu Salz reduziert. Andere Metalle und Verbindungen wie Magnesium, Kalium, Nitrat sind hingegen gute Dünger. Die Staubbelastung kann kurzzeitig hoch sein, jedoch ist der Staub aus Motoren und Heizungen um ein Vielfaches gefährlicher, weil feiner und mit Giftstoffen belastet.

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    Anonym
    4. Januar 2016 um 7:33

    ich kaufe feuerwerk und ich habe Spaß
    Einmal im Jahr kann man mal Geld dafür ausgeben

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