Twilight, Harry Potter oder doch lieber Hangover 2? Egal welcher Film es auch war, bei kino.to konnte man ihn kostenlos anschauen. Oft noch bevor die Filme überhaupt im Kino zu sehen waren. Doch jetzt ist endlich Schluss mit der Plattform und die Verdächtigen sitzen in Untersuchungshaft.
Wer in den letzten Tagen versucht hat die Seite kino.to zu erreichen, bekam sehr wahrscheinlich nur eine Fehlermeldung, dass die Seite nicht mehr existiert. Anfänglich mochte man sicherlich vermuten, dass es sich nur um einen Serverausfall handelt, welcher wieder behoben wird. Tatsächlich aber hat die Polizei das Film-Portal gesperrt. Am Mittwoch waren Kriminalbeamte bei einer Razzia in Leipzig erfolgreich und konnten dabei mehrere Computer sicherstellen. Zeitgleich durchsuchten 256 Steuerfahnder, 10 Staatsanwälte, 17 IT-Spezialisten und weitere Polizisten insgesamt 42 Wohnungen, Büros und Rechenzentren in ganz Deutschland, Spanien und Frankreich. Der Hauptgrund der Einsätze war das Portal kino.to, welches Kinofilme, Serien und Dokumentationen für rund 4 Millionen Nutzer kostenlos zur Verfügung stellte. Die dabei entstandenen Verluste für die Filmindustrie werden laut Ermittlern im siebenstelligen-Euro-Bereich geschätzt.
Der in Leipzig festgenommene Hauptverdächtige muss sich deshalb zusammen mit 20 weiteren Personen wegen des Verdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung zur erwerbsmäßigen Begehung von Urheberrechtsverstößen in über einer Million Fällen verantworten. 12 festgenommene Personen sitzen derzeit in Untersuchungshaft, nach einem weiteren Verdächtigen wird weiterhin gefahndet.
Dabei agierten die Betreiber mit einem cleveren Geschäftsmodell und sicherten sich oft so ab, dass man ihre Arbeit nur schwer verfolgen konnte. Es ging gar nicht darum, dass ab und zu ein Film für die Allgemeinheit zur Verfügung gestellt wurde, sondern war kino.to bis ins letzte Detail geplant und funktionierte nach einem ganz bestimmten System: Maximalen Profit mit urheberrechtlich geschütztem Material erzielen. Nun, mit kostenlosen Filmen kann man kein Geld verdienen, weshalb die Betreiber auf der Seite viel penetrante Werbung für Erotik- und Pokerfirmen schalteten. Das störte gewiss die meisten Nutzer und doch war es ein einfacher und irgendwie auch perfekter Deal für beide Seiten: Die Betreiber konnten unglaubliche Gewinne einfahren und die Nutzer bekamen jeden Film per Klick.
Jetzt hat das kriminelle Spiel ein Ende und man darf sich fragen, warum kino.to eigentlich über so viele Jahre problemlos bestehen konnte. Die Antwort ist recht einfach: Die Domain war im Südseestaat Tonga registriert, warum es auch kino.to und nicht etwa kino.com hieß. Des Weiteren standen die Server in den Niederlanden und Frankreich, was die Ermittlung abermals erschwert hat.
Es bleibt momentan noch offen, welche Strafen die Betreiber zu erwarten haben. Wie sieht es eigentlich mit den rechtlichen Folgen für die zahlreichen Nutzer aus? Können diese auch rechtlich belangt werden?
Diese Frage ist auch unter Fachleuten sehr umstritten, da kino.to als Streaming-Dienst gilt. Beim Streamen von Filmen werden diese nicht heruntergeladen, sondern lediglich für eine begrenzte Zeit auf dem eigenen PC zwischengespeichert. Dieses Streaming halten viele Juristen für unbedenklich und doch gibt es bislang keine Gerichtsurteile zu Streaming-Diensten. Matthias Spielkamp äußerte sich in einem taz-Interview wie folgt dazu:
[…] Zum einen kommt man den Leuten, die sich Stream ansehen, einfach schwer auf die Schliche, weil nur der Anbieter weiß, wer es ist. Außerdem ist es ungeklärt, ob es überhaupt rechtswidrig ist, sich Streams anzusehen. Genauso übrigens bei Downloads aus Filesharing-Börsen.
[…] Die wollen ja jetzt auch bestimmt gern an die Nutzerdaten … …wenn die von kino.to gespeichert wurden und nicht gut geschützt sind, und die Server nicht gerade auf Tonga stehen, dann könnten die Ermittler zumindest an die IP-Adressen kommen. Aber zum einen ist noch nicht klar, ob sie überhaupt gespeichert wurden, zum anderen bräuchte man eine richterliche Anordnung, um die IP-Adressen in Klarnamen zu verwandeln. Und das funktioniert eigentlich nur, wenn klar ist, dass das Schauen von Streams eindeutig rechtswidrig ist. Und das ist ja eben noch nicht eindeutig geklärt.
Kino.to ist endlich weg, wirklich schön und doch nur ein kleiner Grund zur Freude. Leider existieren noch zahlreiche weitere Plattformen, die nach dem gleichen Prinzip agieren. Es bleibt also weiterhin eine schwierige Aufgabe, diese Form von Kriminalität zu bekämpfen. Wir als Verbraucher haben es also in der Hand: Kostenlos alles konsumieren oder lieber Geld für qualitativ gute Filme bezahlen.
Ich möchte an dieser Stelle kein Urteil darüber fällen, ob es gerecht wäre alle Nutzer rechtlich zu belangen und doch muss ich an das Gewissen dieser Leute appellieren, die auf der einen Seite alles kostenlos gucken wollen und gleichzeitig schimpfen, wenn die Qualität von Filmen, Serien und Dokumentationen sinkt. Es ist leider ganz simpel: Wo Geld fehlt, fehlt auch die Qualität, was letztlich bedeuten würde, dass irgendwann gar keine Filme mehr produziert werden würden, da es dann nicht mehr wirtschaftlich wäre. Genauso müssen Videotheken immer höhere Ausleihgebühren verlangen, was am Ende kaum noch ein ehrlicher Verbraucher tragen kann und will. Darüber hinaus steigen zwangsweise auch die Preise für neue originale DVDs, was dann den Einzelhandel schwächt. Außerdem ist es doch ein angenehmes Feeling, wenn man einen Film im Kino schaut, nicht wahr?
Wer alles kostenlos haben will, sorgt dafür, dass er bewusst die Wirtschaft schwächt und auch Arbeitsplätze gefährdet. Gute Filme sind auch gutes Geld wert!
Bildquelle: By Stef48 (Own work) [CC-BY-3.0], via Wikimedia Commons
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