Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie der BITKOM haben rund 83 Prozent aller Deutschen ab 14 Jahren ein eigenes Handy. Viele nutzen das Handy dabei in Kombination mit einem Vertrag oder einer Flatrate, wenngleich für viele Nutzer Sim-Karten zur günstigsten Alternative geworden sind. Rund 8 Prozent der Deutschen haben noch ein weiteres Handy für dienstliche Zwecke und weitere 34,5 Prozent nutzen das private Handy auch beruflich.
Und gerade jetzt, wo unsere Gesellschaft immer stärker auf Mobiltelefone angewiesen ist, wird auch der Umgang mit solchen Geräten immer nachlässiger. Weit über eine Milliarde Handys werden weltweit pro Jahr verkauft, davon alleine ca. 40 Millionen Stück in Deutschland. Bereits diese Zahlen verdeutlichen den nachlässigen Umgang mit Mobiltelefonen und machen deutlich, dass Handys heute nur noch eine sehr minimale Lebenserwartung haben. Schätzungsweise 2 Jahre wird ein Handy in Deutschland genutzt, tendenziell sogar noch kürzer. Die Gründe für diese sehr geringe Nutzungsdauer sind dabei jedoch sehr verschieden.
Es ist offensichtlich, dass wir uns in einer nach Konsum schreienden Gesellschaft bewegen, die täglich nach neuen Produkten giert. Oft ist so, dass ein Handy und auch andere elektronische Geräte für uns alt erscheinen, da wir fast täglich von technischen Neuerungen umgeben sind. Somit werden uns ständig neue Handys angeboten, die optisch und auch funktionell erheblich mehr zu bieten haben. Momentan ist dieses im Bereich der Smartphones sehr deutlich zu erkennen, wo die Hersteller ihre Produkte immer besser machen wollen und damit auch regelmäßig neue Smartphones auf den Markt bringen. Wir haben es also der Wirtschaft zu verdanken, dass wir ständig von leistungsfähigeren und teureren Handys umgeben sind? Nicht ganz.
Die Hersteller bedienen schließlich nur unsere Bedürfnisse und somit ist es auch unsere eigene Schuld, wenn wir nach nicht einmal 2 Jahren schon nach dem nächsten Handy greifen. Natürlich wird unser Bedürfnis nach besseren Mobiltelefonen auch durch gezielte Werbung verstärkt. Wie es für eine Konsumgesellschaft typisch ist, zählt auch in diesem Bereich folgender Spruch: „Haste was, biste was“ – teurere Handys werten also nochmals unsere Stellung in der Gesellschaft auf.
Aber genau dieser Trend zum Wegwerfen von „alten“ Handys stellt gleichzeitig auch ein Problem für Tiere und Umwelt dar. Auf den ersten Blick mag man hier keinen Zusammenhang feststellen können und dennoch sind Handys ein enormer Ressourcenlieferant.
Wer sich also nun rund alle 2 Jahre ein neues Handy leistet, muss natürlich das dann ausgediente Handy entsprechend entsorgen. Oft geschieht das, indem das alte Modell einfach in einer Schublade geparkt wird und dort viele Jahre vor sich hin fristet. Das ist jedoch sehr bedauernswert, da so viele wichtige Ressourcen ungenutzt bleiben. Schätzungsweise 85 Millionen Handys gibt es in Deutschland, die alle über Coltan, Edelmetalle, Gold, Silber, Palladium und andere Rohstoffe verfügen. Da jedoch die meisten Handys ungenutzt in Schubladen verweilen, können diese nicht recycelt werden. Somit müssen dann extra neue Rohstoffe zur Herstellung von Handys gewonnen werden. Das ist sehr energieaufwendig, stößt also viel CO2 aus und bedroht die Lebensräume von Tieren. Besonders beim Abbau von Coltan werden Berggorilla in der Region Uganda bedroht und getötet, da die Lebensräume dieser Tiere gezielt vernichtet werden, um aus dem gewonnen Coltan mikroelektronische Teile für die Handys herstellen zu können.
Sehr fatal ist auch die Entsorgung der ausgedienten Mobiltelefone über den Hausmüll, da die Geräte so in Müllverbrennungsanlagen landen und damit auch die wertvollen Rohstoffe komplett verloren gehen. Bei geschätzten 1000 Tonnen Handys im Jahr sind es rund 350 kg Gold im Wert von 7 Millionen Euro, die einfach verbrannt werden. Laut Gesetz müssen die Handys eigentlich als Elektroschrott entsorgt werden. Dafür müssen die Handys bei Recyclinghöfen abgegeben werden, um gemeinsam mit Computern, Fernsehern und ähnlichem in entsprechenden Containern gesammelt werden zu können. Diese Methode ist für Mobiltelefone nur bedingt geeignet, da auf diese Weise nur ca. ein Viertel des Goldes zurückgewonnen werden kann. Um mehr zu erreichen, müssen die Handys gesondert behandelt werden.
In Deutschland werden solche gesonderten Verfahren bislang kaum durchgeführt. „Umicore“ in Antwerpen ist eine von nur vier Unternehmen in Europa, die Handys sachgerecht und sehr effizient recyceln. In der Regel erhält das Unternehmen die Handys von den Herstellern, wo die Kunden die Telefone abgegeben haben. Durch sehr effektive chemische Verfahren können die Edelmetalle und bis zu 10 weitere Metalle zurückgewonnen werden, z.B vor allem Kupfer, aber auch Blei, Nickel, Wismut, Zinn, Antimon oder Indium.
Wie kann ich also selbst meine alten Handys sinnvoll recyceln? – Ein 4-Punkte-Plan:
1. Kaufen Sie Handys mit wenigen Funktionen, da diese oft weniger energieaufwendig produziert werden müssen. Oft reicht es doch schon, wenn man „simsen“ und telefonieren kann, oder? Touchscreens, Spiele, Internet und ähnliches sind meistens doch nur unnötige Spielereien. Besonders leistungsfähige Handys mit vielen Funktionen sind oft nicht sehr robust gebaut und nicht auf Langlebigkeit ausgelegt.
2. Wer dennoch ein teureres Handy wünscht, eventuell ein Smartphone, sollte bei Ebay oder rebuy.de schauen, wo sogar die eingesparten CO2-Emissionen angezeigt werden. Zudem gewährt rebuy eine 12 Monate Funktionsgewährleistung und verkauft nur Ware im guten Zustand. Bei beiden Plattformen können alte Mobiltelefone selbstverständlich auch einfach und gewinnbringend verkauft werden.
3. Wessen Handy sich allerdings nicht mehr verkaufen lässt, der kann das ausrangierte Teil beim Hersteller abgeben, damit dieser das Telefon recyceln lassen kann. Der Nabu sammelt ebenfalls in Zusammenarbeit mit E-Plus Handys, um damit das Projekt „Untere Havel“ finanziell unterstützen zu können. Vielleicht gibt es ja noch Freunde oder Familie, die mit dem alten Handy etwas anfangen können.
4. Weist ihr Handy technische Mängel/Schäden auf, können diese oft auch leicht selbst repariert werden. Ersatzteile können dafür beispielsweise aus anderen ausrangierten Handys verwendet werden.
Bildquelle: By MikroLogika (own work, photograph) [CC-BY-SA-3.0 or GFDL], via Wikimedia Commons
2 Kommentare
Anonym
25. Juli 2011 um 16:08Ich kann dir hier vollständig zustimmen. Da sich die Mobilfunkstandards kaum deutlich weniger ändern als beispielsweise bei Computern, können Mobiltelefone oft 10 Jahre und vielleicht auch länger genutzt werden. Nach 20 Jahre nach Sepzifikation von GSM werden noch immer (gerade im unteren Preisbereich) GSM-Geräte verkauft und GSM wird bestimmt noch in 10 Jahren in Industrienationen unterstützt werden (in Schwellen- und Entwicklungsländern sicher noch länger).
Wenn man sich ein Handy kauft, sollte man deshalb auch auch auf Langlebigkeit achten, hohe Ansprüche an die Verarbeitungsqualität stellen und einen Hersteller wählen, von dem zu erwarten ist, dass in einigen Jahren noch Ersatzteile zu kaufen sind oder genügend Geräte des gleichen Modells auf dem Markt sind, so dass auch noch einigen Jahren Eratzteile aus defekten Geräten ausgebaut werden könnten (wenn man nicht gerade einzelne elektrische Bauteile austauscht, benötigt man zur Reparatur eigentlich nur einen kleineren Schraubenzieher). Auch sollte man das Gerät durch eine Hülle und/oder vorsichtige Handhabung schützen, denn oft rechtfertigt ein zerkratzter Bildschirm, eine nicht lesbare Tastatur oder ein abgebrochener Akkudeckel (kann man übrigens dann schrauben, wenn er nicht mehr einrastet) für die meisten schon einen Neukauf. Auch wenn ein durch niedrige Löhne in Asien billiger produziertes Gerät billiger ist, sollte man eine Reparatur immmer vorziehen. In vielen Städten gibt es auch Reparaturpartner, die man oft beim Hersteller erfragen oder im Telefonbuch oder Internet finden kann.
Bezüglich Smartphones muss man sich eben im klaren sein, dass es sich um einen vollwertigen Computer handelt, der unter anderem auch Telefonie unterstützt. Als solcher muss es eben noch viel dringlicher als klassische Mobiltelefone schon aus Sicherheitsgründen geupdatet werden. Wenn die Updates durch den Hersteller vorgenommen werden und dieser mehrere Geräte pro Jahr herausbringt, wird dieser schon aus Gewinninteresse höchstens 2 bis 3 Jahre Updates liefern (optimistische Schätzung). Als Kunde hat man auch kein Anrecht auf Updates. Nach spätestens dieser Zeit wird das Gerät dann dauerhaft bezüglich eventueller Sicherheitslücken angreifbar und da viele nicht standardisierte Netzwerkprotokolle sich durch mit der Zeit ändern oder abgeschaltet werden oder Firmen bankrott gehen, können mit der Zeit Funkionen nicht mehr genutzt werden (als Beispiel sei hier die Abschaltung des alten (unsicheren) Facebook APIs genannt).
Insofern ist hier auch ein Umdenken der Hersteller gefragt, die Software entwickeln müssen, die auch mit geringem Aufwand auf älteren Geräte funktioniert, oder mit ihren Kunden Wartungsverträge schließen müssen (was die meisten Privatenkunden sicher nicht gleich einsehen würden), und Ersatzteile, die meinetwegen auch von den Hersteller aus zurückgegebenen Defektgeräten gewonnen werden können, so dass sich hier ein Geschäftsmodell auftut (der Hersteller baut mit lokalen Partner einen umfassenden Reparaturdienst aus).
Eine weitere denkbare Alternative wäre die Software und Hardware unter eine Freie Software/Hardware Lizenz zu stellen. Wie bei Betriebssystemen wie GNU/Linux, das noch auf 15 bis 20 Jahre alter Hardware lauffähig ist, deutlich wird, könnte so die Wartung der Software für alte Geräte an die Allgemeinheit der Entwickler und Anwender abgegeben werden. Die Herstellung von Ersatzteilen und Reparatur von Geräten, könnte so auch effektiver durch Drittfirmen übernommen werden, wenn der Hersteller hier kein Interesse hat. Zur Finanzierung schlage ich Wartungsverträge vor. Sicher würden die Hersteller dieses neue Geschäftsmodell nicht gleich einsehen, so dass man sich vielleicht als Kompromiss auf eine Herausgabe des Quelltexts und der Spezifikation der Hardware nach beispielsweise 2 Jahren einigen könnte. In dem Zeitraum würde sich der Hersteller ohnehin noch regulär um das Modell kümmern und danach würde es dann die Allgemeinheit und Drittfirmen übernehmen.
Anonym
25. Mai 2016 um 11:28Nicht nur rebuy und ebay sind gute Anlaufstellen, sondern Ankäufer im Allgemeinen. Habe da über die Preisvergleichs-Plattform Bonavendi zum Beispiel schon recht erfolgreich gebrauchte Sachen verkauft. Dort werden Preise von vielen Ankäufern verglichen und man kann sichergehen, dass man den besten Preis der vielen Ankäufer gezahlt bekommt! Hier sieht man eine Übersicht der Ankäufer die im Vergleich stehen: https://www.bonavendi.de/verkaufen/partner.html
Lohnt sich meines Erachtens also definitiv.