Ernährung/ Nachhaltigkeit & Umweltschutz

„Liebling, wir haben die Erde aufgegessen, weil es so lecker war.“

Die Holsten-Brauerei AG hat vor einigen Jahren einen Werbespot veröffentlicht, indem sich so einiger Klischees bedient wurde. Die Frau isst natürlich nur vegetarische Gemüsespieße und die „echten“ Kerle hauen sich das riesige Stück totes Tier auf den Grill. Richtig männlich eben. Revierverhalten nennt die Brauerei das. Männer gehören also an den Grill und haben gefälligst tote Proteine zu grillen. Nicht ohne Grund wird in der Sommerzeit ein so enormer Hype um Grills gemacht, schließlich ist Grillen zum Sport unter „waschechten“ Männern geworden. Irgendwie schon ein abartiger Gedanke, wenn man sich mal vor Augen führt, dass Menschen bereit sind, mehrere hundert Euro für einen Grill auszugeben, um letztlich darauf Leichenteile zubereiten zu können.

Die Deutschen lieben Fleisch und konsumieren über 60 Kilogramm pro Jahr – Tendenz steigend! Aus der globalen Marktanalyse „Food Outlook“ geht hervor, dass hierzulande im Jahr 2011 8,2 Millionen Tonnen Fleisch erzeugt wurden. Das bedeutet also ein Plus von 1,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr und stellt einen neuen Rekordwert dar. Alleine 59 Millionen Schweine wurden für den deutschen Fleischhunger geschlachtet. Und zur Freude der Verbraucher ist Fleisch auch noch ein total billiges Massengut. Diese Schnäppchenpreise haben wir der Massentierhaltung zu verdanken, bei der Tiere industriell gezüchtet werden, um den zunehmenden Bedarf sättigen zu können.

Massentierhaltung? Klingt irgendwie unschön. Dieses Wort hat sicherlich jeder schon einmal gehört und verbindet damit keine positiven Gedanken. Was soll’s, dann lieber noch einen ordentlichen Klecks Senf auf die Bulette und schon ist das Tierleid vergessen. Und wer sieht der Wurst auch schon an, dass sie einst ein süßes Schwein oder Huhn war?
Die Fleischproduktion in Deutschland ist industrialisiert und perfektioniert. Zudem ist Fleisch billig und hat längst nicht mehr den Wert, den es noch vor rund 60 Jahren hatte. Damals war es ein teures Gut und wurde meist lediglich am Sonntag feierlich verzehrt. Ansonsten war es schlichtweg zu teuer. Heute klatschen wir uns bei jeder Gelegenheit Salami auf die Stulle und nehmen in der Stadt noch eine Wurst2go. Fleisch ist billig und überall schnell zu haben. Wir können ja anscheinend nicht mehr ohne. Im Supermarkt gehen rund 70 Prozent des Schweinefleischs durch Rabattaktionen und Sonderangebote über die Ladentheke. Niedrigpreisiges Fleisch ist schließlich ein ideales Lockmittel für die Discounter. Irgendwie schon bedenklich, wenn Wurst und Schnitzel weniger als Hunde- und Katzenfutter kosten, obwohl dieses aus Schlachtabfällen hergestellt wird.

Wir haben aber nicht nur längst den Wert von diesem tierischen Nahrungsmittel vergessen, sondern verkennen wir auch zu gerne das folglich entstehende Tierleid. Die glücklichen Kühe aus der Region bekommen wir in Werbeprospekten der Supermarktketten versprochen und dürfen uns sicher sein, dass man ausschließlich Fleisch von glücklichen Tieren verkauft bekommt. Wie glücklich ist eigentlich so ein totes Rind?
Mit Tieren auf grünen Wiesen hat die Realität nichts mehr zu tun. Stattdessen werden Kühe, Kälber, Schweine, Hühner, Gänse und andere Tiere auf engsten Raum in riesigen Industrieställen ohne Fenster gehalten. Oftmals können sich die Tiere nicht einmal umdrehen. Die Masttiere sollen sich nicht bewegen, damit ihre ganze Körperenergie möglichst ins Fleisch geht, welches später auf unserem Teller landet. Und gerade diese Beengtheit ist eindeutiger Grund für zahlreiche Krankheiten in den Ställen, weshalb die Tiere zusätzlich mit enormen Mengen Antibiotika vollgepumpt werden. Zudem ist es keine Seltenheit, dass das industrielle Tierfutter gentechnisch verändert und mit Pestiziden belastet ist, welche später auf uns Menschen übergehen und eine gesundheitliche Gefahr darstellen können.

McDonald’s zeigt auf sehr deutliche Weise, warum die Massentierhaltung und unser damit verbundener Fleischkonsum für Umweltzerstörung und Hunger in großem Maße verantwortlich ist. Der Fastfood-Riese verwertet nach eigenen Angaben jährlich mehr als 350.000 Rinder, die das extrem klimaschädliche Methan ausstoßen.
McDonald’s gewinnt sein Fleisch aus Regenwaldgebieten, was der Konzern in der Vergangenheit mehrfach einräumen musste. So wird der Regenwald brandgerodet, um neue Weideflächen für Millionen Zuchttiere zu gewinnen – das ist fatal, da so mehr und mehr Waldfläche verloren geht und eine Aufforstung oder Renaturierung nicht stattfindet. Die Pflanzen im tropischen Regenwald können somit immer weniger CO2 in lebenswichtigen Sauerstoff umwandeln, sodass langfristig das Überleben aller Menschen gefährdet ist. Des Weiteren werden einheimische Menschen vertrieben, weil das Unternehmen ständig neue Anbauflächen benötigt und noch tiefer in den Regenwald vordringt. Umgerechnet verursacht ein einziger Cheeseburger Emissionen von 3,1 Kilogramm Kohlendioxid. Etwa 6 solcher Burger stoßen genauso viel CO2 wie ein Mittelklasse-PKW auf 80 Kilometer Strecke aus. Fleisch und die damit verbundene Massentierhaltung ist ein absoluter Klimakiller!
McDonald’s verschlimmert zudem das globale Hungerproblem: Jährlich verfüttert alleine der Konzern 145 Millionen Tonnen Futtermittel an Zuchttiere. Allerdings werden so lediglich ca. 21 Millionen Tonnen Fleisch und Nebenprodukte gewonnen, was also eine extrem ineffiziente Nahrungsgewinnung darstellt. Im Umkehrschluss könnte man diese Futtermittel auch direkt an die Menschen geben und damit problemlos den Hunger auf der Erde bekämpfen! Nicht zu vergessen sind die quälenden und klimaintensiven Tiertransporte und der anfallende Müll. McDonald’s ist nur ein Beispiel für die Machenschaften in der Fleischindustrie und längst kein Einzelfall. Diese Dinge sind in Deutschland und weltweit Realität.

Die Politik muss endlich etwas dagegen unternehmen, nicht wahr? Gewiss hätte sie die Möglichkeiten dazu und doch kommen hier keine ernsthaften Maßnahmen zur Verbesserung dieses Problems. Die Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen fordert seit einiger Zeit eine sogenannte Fleischsteuer, die hierzulande auf keinen großen Zuspruch stieß. Der Vegetarierbund Deutschland hat dazu die fünf größten Parteien sowie die Tierschutzpartei befragt und musste feststellen, dass alle Parteien für einen Fleischkonsum in der jetzigen Höhe stehen. Lediglich die Grünen und die Tierschutzpartei sprachen sich für eine Reduzierung des Fleischkonsums aus. Die grüne Partei machte bei der Befragung ebenfalls deutlich, dass sie die Begriffe „vegetarisch“ und „vegan“ gesetzlich schützen möchte, um den entsprechenden Personen eine solche Ernährung erleichtern zu können. Einheitliche Logos fehlen bis heute, sodass jeder Einkauf weiterhin undurchsichtig und schwierig bleibt.

Die Politik will also quasi nichts unternehmen und lehnt mehrheitlich eine Fleischsteuer ab. Die Mehrkosten möchte man den ärmeren Bürgern nicht zumuten. Das ist doch aber gerade der Sinn dieser Steuer: Fleisch kostet mehr, sodass wir einfach weniger davon konsumieren. Außerdem fürchten Politik und Landwirte, dass eine solche Abgabe der Viehwirtschaft zu stark schaden würde. Wieso stehen wirtschaftliche Interessen über dem Tierschutz?
Wir müssen es anscheinend selbst in die Hand nehmen und unser Konsumverhalten überdenken. Der Verbraucher hat die Macht und sollte von diesem Instrument endlich Gebrauch machen. Jeden Tag haben wir die Wahl, wenn wir vor dem Kühlregal oder an der Wursttheke stehen. Einfach mal verzichten und kein Fleisch essen. Es gibt leckere pflanzliche Alternativen und längst vegetarische/vegane Rezepte, die einem persönlich Fleisch absolut nicht vermissen lassen. Unser eigenes Ernährungsverhalten trägt entscheidend zum Überleben von zahlreichen Tieren bei.

Die Amerikanische Gesellschaft für Ernährungswissenschaftler (ADA) kommt zum Schluss, dass die vegetarische Ernährungsweise – sofern richtig durchgeführt – nahrhaft und gesund für Erwachsene und Kinder ist. Zudem kann diese Ernährungsform chronischen Krankheiten wie Herzerkrankungen, Krebs, Übergewicht und Diabetes vorbeugen. Der Ernährungswissenschaftler Dr. oec. troph. Markus Keller unterstreicht dieses gegenüber dem BR und verweist auf verschiedene Studien, die zum gleichen Ergebnis kommen. Des Weiteren kann auch eine vernünftig durchgeführte vegane Lebensweise gesund und ausgewogen sein. Immerhin sind verschiedenste Ernährungsexperten der Ansicht, dass Milch und Eier das Risiko einer Krebs- oder Herz-Kreislauferkrankung deutlich erhöhen. Ihrer Auffassung nach leiden Veganer seltener unter Fettleibigkeit, Osteoporose und Diabetes.

Bio-Fleisch ist aber auch keine Alternative, weil die Tiere hierbei zwar länger und sicherlich auch besser leben und am Ende trotzdem geschlachtet werden. Glücklich kann ein geschlachtetes Tier doch irgendwie nie sein. Gerne behaupten Fleischesser, dass Fleisch ja „so lecker ist“. Auf die Frage unserer Kinder, warum wir die Erde aufgegessen haben, antworten wir in 20 Jahren dann etwa: „Liebling, wir haben die Erde aufgegessen, weil es so lecker war“? Bitte nicht! Weniger Fleisch ist ein guter Anfang und sollte langfristig zumindest zu vegetarischer Ernährung führen. Jeder kann das!

Bildquelle: By Maqi (Own work) [CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons

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1 Kommentar

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    Anonym
    8. Juli 2012 um 16:24

    du solltest öfters beiträge posten, dein blog ist wunderbar!

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