Vor einigen Monaten meinte eine Bekannte zu mir, dass Sie inzwischen schon eine ganze Weile vegan lebt und damit sehr gut zurecht kommt – nur beim Pizzakäse greift sie immer noch auf das tierische Original zurück. Sie hat mal eine Sorte veganen Pizzakäse ausprobiert und war nicht mit dem Ergebnis zufrieden: Schmilzt nicht gut, sieht künstlich aus und kommt auch geschmacklich nicht an die Vorlage heran. Seitdem hat sie die pflanzlichen Käsealternativen nicht mehr angerührt. Das ist okay, weil eine „fast vegan“ lebende Person immer noch mehr für Tierrechte und Klimaschutz bewirkt, als jene, die sich gar keine Gedanken um dieses Thema macht. Dennoch hat sich in den vergangenen Jahren viel im Bereich der rein pflanzlichen Nahrungsmittel getan – auch bei den veganen Käsesorten. Wer also heutzutage vegane Pizza essen möchte, kann das ohne Abstriche beim Geschmack tun. Man muss nur das richtige Produkt kennen.
Als ich vor über neun Jahren die Entscheidung getroffen habe, von der vegetarischen auf die vegane Lebensweise umzusteigen, fiel mir der Verzicht auf echten Käse nicht schwer. Obwohl die Auswahl veganer Alternativprodukte noch viel überschaubarer war. Ich kann aber durchaus alle verstehen, die sich gerade beim Käse mit der Umstellung schwertun. Es ist nicht immer leicht, teilweise über Jahrzehnte antrainierte Ernährungsgewohnheiten einfach so abzulegen. Hierbei geht es – wie bei Fleisch, Milch und Co. auch – gar nicht darum, dass Produkt generell abzulehnen, sondern die mit der Herstellung und dem Konsum verbundenen negativen Folgen (Massentierhaltung, Tötung von Tieren, Anheizen des Klimawandels, Hunger in der Welt etc.). Es ist aber nicht verwerflich, wenn Geschmack und Optik von Käse, Fleisch, Milch und Butter durch pflanzliche Alternativen kopiert werden. Denn so können wir einen Teil unserer angelernten Ernährung ohne schlechtes Gewissen beibehalten. Dass es also vegane Ersatzprodukte gibt, ist – entgegen oft angebrachter Kritik omnivor lebender Menschen – sinnvoll und erleichtert sicher auch vielen Menschen den Umstieg auf eine vegane Lebensweise. Der vegane Pizzakäse basiert bei den allermeisten Herstellern auf einer Grundlage von Kokosfett/-öl und Stärke. Die Zutatenliste ist überschaubar und von „Chemie“, wie es ja gerne von Kritiker:innen behauptet wird, kann hier nicht die Rede sein. Aber natürlich besteht eine gesunde, vegane Lebensweise nicht nur aus Ersatzprodukten. Und wer möchte, kann auch zahlreiche gute Rezepte für selbstgemachten pflanzlichen Pizzakäse im Internet finden – das spart im besten Fall sogar noch etwas Verpackungsmüll.
Getestet haben wir elf verschiedene Sorten als Pizzabelag. Alle Pizzen wurden aus selbst gemachtem Teig hergestellt und lediglich möglichst gleichmäßig mit Tomatensauce und veganem Käsebelag versehen. Es erfolgte eine Blindverkostung, sodass die Personen nicht durch Verpackung und Marke vorab beeinflusst wurden. Alle vorgestellten Produkte wurden selber erworben. Es besteht zu keinem der genannten Hersteller Kontakt, sodass die nachfolgend geschilderten Ergebnisse ausschließlich auf den Bewertungen der einzelnen Personen beruhen. Dabei konnten jeweils 1 (sehr schlecht) bis 10 (sehr gut) Punkte pro Bewertungskriterium vergeben werden. Beurteilt wurden Geschmack, Geruch, Schmelzeigenschaften und Optik. Maximal waren also 40 Punkte möglich. Weitere Eigenschaften wie Preis, Inhaltsstoffe, Bio-Zertifizierungen usw. sind nicht mit in das Testurteil eingeflossen. Unter den Testenden waren sowohl vegan als auch omnivor lebende Personen.
Welcher vegane Pizzakäse konnte also am ehesten überzeugen und mit dem tierischen Original mithalten? Von welchen Produkten sollte man vielleicht eher die Finger lassen? Wir haben uns durch die vegane Käselandschaft probiert und sind zu folgendem Ergebnis gekommen:
Platz 1: „bedda reiberei zum streuen“ – 36 von 40 Punkten
Hersteller: Ethiconomy Services GmbH – Preis: 2,59 Euro/150 g (1,73 Euro/100 g) – Gefunden bei: Edeka
Mit knappem Vorsprung gewinnt der vegane Pizzakäse von bedda verdient die Goldmedaille. Das Produkt kann in allen Bereichen überzeugen – insbesondere der sehr gute Geschmack sowie „käsetypische“ Eigenschaften im Hinblick auf Schmelz und Geruch sind hervorzuheben. Wer also nicht-veganen Menschen mal eine leckere Margherita kredenzen möchte, kann hier mit gutem Gewissen zugreifen. Der Hersteller bietet auch noch zahlreiche weitere pflanzliche Käsealternativen an. Ein toller Beweis dafür, dass eine pflanzliche Lebensweise nicht automatisch Verzicht bedeutet. Kleiner Kritikpunkt: Wünschenswert wären Bio-Zutaten.
Platz 2: „Violife Mozzarella Geschmack gerieben“ – 35 von 40 Punkten
Hersteller: Upfield Deutschland GmbH – Preis: 2,99 Euro/200 g (1,50 Euro/100 g) – Gefunden bei: Edeka
Mit gerade mal einem Punkt weniger belegt der Violife-Pizzakäse einen ebenfalls verdienten zweiten Platz und muss sich als Alternative zu echtem Käse somit keineswegs verstecken. „Schmilzt perfekt!“ verspricht der Hersteller auf der Verpackung. Das können wir aus der Praxis definitiv bestätigen. Auch sonst kann der Käse überzeugen. Lediglich bei der Konsistenz sind sich die Tester:innen nicht ganz einig: Teilweise wird das Produkt als angenehm cremig beschrieben, andere nennen die Konsistenz „etwas schleimig“. Aber das fällt bei der Gesamtwertung nur minimal ins Gewicht. Ökologische Zutaten hätten wir uns auch hier gewünscht.
Platz 3: „Veggi Filata herzhaft“ – 33,4 von 40 Punkten
Hersteller: Axel Brinkhaus GmbH & Co. KG – Preis: 2,99 Euro/200 g (1,50 Euro/100 g) – Gefunden bei: denn’s Biomarkt
Auf dem dritten Treppchen landet der in Schleswig-Holstein produzierte Veggi Filata in der herzhaften Variante. Und genau das hat diesen Käse bei unseren Tester:innen so beliebt gemacht: Gerade wer eher herzhaft riechenden und schmeckenden Pizzakäse mag, wird dieses Produkt mögen. Auch bei den Schmelzeigenschaften und dem optischen Eindruck schlägt sich der Käse gut. Ähnlich wie beim Violife gibt es aber auch hier unterschiedliche Meinungen bezüglich der Konsistenz. Wer allerdings eher milden Pizzakäse bevorzugt, sollte lieber auf ein anderes Produkt ausweichen. Das Produkt trägt erfreulicherweise ein Bio-Siegel.
Platz 4: „Veganz Genießerschmelz mild“ – 33 von 40 Punkten
Hersteller: Veganz Group AG – Preis: 2,99 Euro/200 g (1,50 Euro/100 g) – Gefunden bei: Online bestellt bei vekoop
Knapp an einer Medaille vorbeigeschrammt, ist dieser pflanzliche Pizzakäse von Veganz. Bei Geruch, Optik und Schmelzeigenschaften gibt der Genießerschmelz eine gute Figur ab. Geschmacklich wird dieses Produkt unter anderem als aromatisch und cremig beschrieben. Allerdings gefällt nicht allen Tester:innen die „etwas flüssige“ Konsistenz des Pizzabelags, sodass insbesondere hier Punkte liegenbleiben. Leider werden keine ökologischen Zutaten verwendet. Produkte von Veganz gibt es schon seit einigen Jahren bei verschiedenen Supermarktketten zu kaufen, die vom Hersteller angebotenen Käsesorten konnten wir in Hamburg allerdings in keinem der angesteuerten Märkte finden. Den Käse online zu bestellen, finden wir aus ökologischer Sicht nicht sinnvoll und haben es nur für den Test gemacht. Da es sich um kühlpflichtige Ware handelt, ist der Versand mit reichlich Verpackungsmaterial und höheren Kosten für den Kühltransport verbunden.
Platz 5: „Simply V Reibegenuss“ – 32 von 40 Punkten
Hersteller: E.V.A. GmbH – Preis: 3,49 Euro/200 g (1,75 Euro/100 g) – Gefunden bei: Edeka
Simply V gehört mit seinen pflanzlichen Käsealternativen längst zu den bekannteren Marken in den Kühlregalen namhafter Supermärkte. Insbesondere Mandeln sind ein Hauptbestandteil der Käseprodukte, was das Unternehmen dahingehend von den allermeisten anderen Herstellern, die mit Kokos arbeiten, unterscheidet. Das Versprechen auf der Verpackung („schmilzt garantiert“) wird voll und ganz eingelöst. Der Käse schneidet insgesamt gut ab, verliert aber insbesondere beim Geruch Punkte – die Tester:innen finden diesen teilweise zu neutral und nicht „käsetypisch“. Ansonsten hätte das Produkt durchaus Potential gehabt, weiter vorne zu landen. Bio-Zutaten gibt es leider nicht.
Platz 6: „Vemondo veganer Reibegenuss“ + „Veggi Filata mild„ – 30 von 40 Punkten
Hersteller: Falengreen A/S (Eigenmarke für Lidl) // Axel Brinkhaus GmbH & Co. KG – Preis: 1,99 Euro/150 g (1,33 Euro/100 g) // 2,99 Euro/200 g (1,50 Euro/100 g) – Gefunden bei: Lidl // Bio Company
Im Gegensatz zur herzhaften Variante des Veggi Filata schneidet die milde Käsesorte schlechter ab und teilt sich einen Platz mit der veganen Eigenmarke von Lidl. Das Produkt des Discounters fällt beim Geruch positiv auf, muss aber beim optischen Gesamteindruck, den Schmelzeigenschaften und insbesondere beim Geschmack Punkte einbüßen. Die Konsistenz wird unter anderem als „schleimig“ und „gummiartig“ beschrieben. Beim Veggi Filata sind sich die Tester:innen sichtbar uneinig: Auf der einen Seite schneidet der Käse in allen Kategorien solide ab, auf der anderen werden eine „schleimige“ Konsistenz, ein „wenig aussagekräftiger Geruch“ und besonders die Optik negativ bewertet. Im Gegensatz zum Produkt vom Discounter trägt auch die milde Version ein Bio-Siegel.
Platz 7: „Rewe Bio + vegan Mozzarisella“ – 28 von 40 Punkten
Hersteller: G.P.S. glaser product service GmbH (Eigenmarke für Rewe) – Preis: 2,79 Euro/150 g (1,86 Euro/100 g) – Gefunden bei: Rewe
Diese Käsealternative setzt als Hauptzutat auf Vollkornreis. Auf der Verpackung wird eine Eignung als Pizzakäse sowie eine cremige Konsistenz nach dem Schmelzen versprochen. Beim Einsatz als Pizzabelag empfiehlt es sich, die Käserolle zu zerbröseln und nicht ganze Scheiben auf die Pizza zu legen. Dann schmilzt es besser, was auch von den Tester:innen als sehr positiv wahrgenommen wurde. Geschmacklich erinnert das pflanzliche Produkt durchaus an Mozzarella, wenngleich es trotzdem in allen anderen Bereichen eher durchschnittlich abschneidet. Besonders der Geruch wird als unangenehm und „muffig“ beschrieben, die Konsistenz teilweise als „schleimig“. Auch bei der Optik bleibt die Eigenmarke von Rewe hinter den Erwartungen der Jury zurück. Positiv zu erwähnen ist das Bio-Siegel.
Platz 8: „Wilmersburger Bio-Pizzaschmelz“ – 25 von 40 Punkten
Hersteller: Vekontor HGmbH – Preis: 3,19 Euro/150 g (2,13 Euro/100 g) – Gefunden bei: Online bestellt bei vekoop
Als ich 2012 von der vegetarischen auf die vegane Ernährungsweise umstellte, waren die Käsealternativen der Marke Wilmersburger – wenn überhaupt – die einzigen ihrer Art in den Kühlregalen der Supermärkte. Wilmersburger gehört also zu den Pionier:innen der veganen Lebensweise und damals war man mit dieser Alternative zu echtem Käse zufrieden. Sicherlich auch aufgrund eigener Überzeugungen und fehlender Alternativen. Nicht-vegane Menschen ließen sich damit aber damals schon eher nicht beeindrucken. Wilmersburger war dann doch zu weit entfernt von „käseartigem Geschmack“, typischen Schmelzeigenschaften und dem üblicherweise bei Pizzakäse erwarteten Geruch. Und das hat sich leider bis heute nicht geändert. Beim Geschmack kann der mit Bio-Zutaten hergestellte Pizzaschmelz nicht überzeugen und hat aus Sicht der Tester:innen nicht viel mit dem tierischen Pendant gemein. Geschmacklich ist hier die Rede von „gummiartig“, „bitter“, „künstlich“, „langweilig, fad“ und „Käsearoma“. Insbesondere hier gibt es deutliche Punktabzüge. Auch der Geruch wird teilweise als „zu neutral“ und „nichtssagend“ beschrieben. Wirklich gute Schmelzeigenschaften kann das Produkt ebenfalls leider nicht vorweisen. Es entsteht der Eindruck, dass sich der Wilmersburger Pizzaschmelz seit Jahren nicht weiterentwickelt bzw. verbessert hat. Das Produkt trägt das Bio-Siegel, kostet dafür aber auch deutlich mehr als die Variante ohne.
Platz 9: „Wilmersburger Pizzaschmelz“ – 24,8 von 40 Punkten
Hersteller: Vekontor HGmbH – Preis: 3,59 Euro/150 g (1,44 Euro/100 g) – Gefunden bei: Online bestellt bei vekoop
Diese Variante unterscheidet sich im Hinblick auf die Zutaten zwar etwas vom auf Platz 9 genannten Bio-Pizzaschmelz, schneidet beim Testurteil aber sehr ähnlich ab. Dabei werden die gleichen Kritikpunkte bezüglich Geschmack, Geruch und Schmelzeigenschaften genannt.
Auch dieses Produkt konnten wir – genau wie das Bio-Pendant – leider nur online erwerben, da Wilmersburger in den letzten Jahren gefühlt immer mehr aus den Supermarktregalen verschwunden ist und durch Produkte von Violife, Simply V, bedda und Co. verdrängt wurde. Auch in Reformhäusern und Biomärkten sind wir nicht fündig geworden. Wie schon bei Platz 4 erwähnt: Den Käse online zu bestellen, finden wir aus ökologischer Sicht nicht sinnvoll und haben es nur für den Test gemacht. Da es sich um kühlpflichtige Ware handelt, ist der Versand mit reichlich Verpackungsmaterial und höheren Kosten für den Kühltransport verbunden.
Platz 10: „Herbivora Vegan topping“ – 21 von 40 Punkten
Hersteller: Falengreen A/S – Preis: 1,99 Euro/150 g (1,33 Euro/100 g) – Gefunden bei: Rema 100 (Dänemark)
Da dieser Test vor einigen Monaten im Dänemark-Urlaub stattfand, haben wir auch ein dänisches Produkt berücksichtigt. Zwar gibt es auch in dänischen Kühlregalen verschiedene pflanzliche Käsealternativen – das sind dann aber alles Marken, die wir ebenfalls in diesem Test aufgeführt haben und aus Deutschland kennen. In jedem Fall ist aber festzustellen, dass die Auswahl hierzulande deutlich größer ist. Interessant ist dabei, dass der Hersteller Falengreen A/S auch die auf dem 6. Platz gelandete Eigenmarke von Lidl produziert. Die Zutatenlisten lesen sich nur geringfügig unterschiedlich, wenngleich das anscheinend etwas ausmacht: Das dänische Produkt schneidet im Test deutlich schlechter ab und bildet das Schlusslicht. In keiner der getesteten Kategorien kann das Produkt wirklich überzeugen. Die Tester:innen beschreiben den Geschmack als „fad/langweilig“ und „säuerlich“. Der Geruch wird als neutral oder „muffig“ beschrieben. Der Käse selber zerläuft leider nicht richtig und das optische Gesamtbild sieht nicht überzeugend aus. Ein Bio-Siegel vermissen wir auch hier. Das schlechte Ergebnis ist – auch im Hinblick auf die Lidl-Eigenmarke – überraschend.
Jetzt seid ihr gefragt: Welche Käsealternative könnt ihr empfehlen, welche hingegen eher nicht? Gibt es noch gute Produkte, die im Test nicht berücksichtigt wurden? Schreibt mir sehr gerne einen Kommentar unter diesen Artikel.
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