Ausstieg & Energiewende/ Politik & Protest

5 unbequeme Atom-Lügen der Bild

1986 war es Tschernobyl und heute Fukushima: Die Mehrheit der deutschen Bevölkerung ist endgültig gegen Atomkraft und fordert die sofortige Abschaltung. Nur die Bild-„Zeitung“ versucht in so einer heiklen Situation alles schön zu reden und liefert dem Leser einen absolut peinlichen Artikel, welchem die Argumente fehlen.

Am Anfang des Artikels schreibt Oliver Santen, der übrigens Ressortleiter für Politik und Wirtschaft bei der Bild ist, ganz stolz: „Vergessen wir dabei nicht ein paar unbequeme Wahrheiten über die Atomkraft? BILD nennt sie, auch wenn derzeit niemand sie hören will.“
Wunderbar, da macht sich die Bild zum Überbringer angeblicher unbequemer Wahrheiten und widerspricht einfach anderen Medien und der Wissenschaft. Herr Santen scheint ja wirklich ein schlauer Mann zu sein…

Sein erstes Argument („Deutschland ist umzingelt von Atomkraft!“) ist, wenn man den folgenden Text nicht betrachtet, noch vollkommen korrekt. Weiter heißt es im Text: „Auch wenn Deutschland alle Meiler abschaltet, leben wir nicht sicherer, bleibt Europa die weltweit bedeutenste Kernenergie-Region! 126 Atomkraftwerke stehen in der EU, 72 in unseren Nachbarländern. Allein Polen plant vier neue Reaktoren.“
Sicherlich wäre Deutschland, wenn alle Meiler vom Netz gehen, noch von Atomkraft umgeben und doch wäre dieser Schritt enorm wichtig. Deutschland könnte auf diese Weise zeigen, dass eine Stromversorgung ohne Atomkraft möglich ist und so andere Länder zu gleichen Taten motivieren. Ein Land muss doch in der Atom-Frage Vorreiterrolle einnehmen! Gehen wir immer nur nach dem Motto, dass die anderen Länder dann ja noch Atomkraftwerke haben und wir deshalb unsere Meiler auch weiter betreiben könnten, wird es Atomkraft auch noch in 50 Jahren geben, weil nicht gehandelt wird. Das ist der falsche Weg, wenn wir in Zukunft weltweit sauberen und sicheren Strom beziehen wollen.
Der größte Witz ist aber die Behauptung, dass in der EU 126 Atomkraftwerke stehen, Focus Online aber von 143 Atomkraftwerken, AFP von 140 Kraftwerken und sogar BILD-Online in einem anderen Artikel von 143 Atomkraftwerken spricht!
In Deutschland gibt es 17 Atomkraftwerke, was also folgende Rechnung bedeuten würde: 143-17= 126 Atomkraftwerke. Somit hat Herr Santen einfach mal die deutschen AKWs weggelassen und so getan, als wäre schon die Energiewende in Deutschland vollzogen worden. Er arbeitet also bewusst mit falschen Werten.

„Je schneller Deutschland aus der Atomkraft aussteigt, desto mehr sind wir auf Kohle und Gas angewiesen. Das heißt: Alte (schmutzige) Kohle- und Gaskraftwerke müssen länger laufen. […] 2010 stammten nur 17% unseres Stroms aus erneuerbaren Energien. Die Solarenergie lieferte gerade mal 2%.“
Lächerlich ist die Behauptung, dass alte Kohle- und Gaskraftwerke länger laufen müssten, da es ebenfalls extrem alte Atomkraftwerke in Deutschland gibt. Brünsbüttel kam 1976 ans Netz und hatte bereits über 450 Störfälle. Neckarwestheim I wurde im selben Jahr in Betrieb genommen und hatte seitdem, zusammen mit Neckarwestheim II, über 500 Störfälle. Biblis A und B wurden 1974 bzw. 1976 in Betrieb genommen und hatten bislang über 800 Störfälle. Und das sind nur einige wenige Beispiele für total veraltete Schrottmeiler in Deutschland!
Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit hat die 17% ermittelt und dabei auch erwähnt, dass die erneuerbaren Energien somit einen höheren Anteil als zum Vorjahr ausmachten. Das heißt: Erneuerbare Energien sind im Kommen und werden in den nächsten Jahren einen noch größeren Anteil ausmachen!
Greenpeace hat des Weiteren bestätigt, dass Deutschland bis spätestens 2050 vollkommen aus erneuerbaren Energien versorgt werden kann und bis 2015 problemlos alle Atomkraftwerke abgeschaltet werden können, ohne einen Versorgungsengpass zu riskieren.
Sicherlich sind Kohle und Gas keine nachhaltigen Energielieferanten und dennoch sollte man sie nicht als Gegenargument zur Atomkraft verwenden, da schließlich Kohle, Gas und Atomkraft für Mensch, Tier und Umwelt eine enorme Gefahr darstellen. Kohlekraftwerke haben einen unglaublichen CO2 Ausstoß und sichere Endlager für den Atommüll gibt es auch keine.
Statt die Atomkraft schön zu reden, und das nach diesen schrecklichen Vorkommnissen in Japan, hätte die Bild lieber zum Umstieg auf Ökostrom ermutigen können! Ökostrom ist nicht teurer, wie es in dem Artikel behauptet wird („Viele Menschen sind mit dem Gewissen gegen, mit dem Geldbeutel aber für Atomkraft!“). Teilweise sind Ökostromanbieter sogar günstiger und jeder Kunde, der diesen Strom bezieht, sorgt für den so wichtigen Ausbau von erneuerbaren Energien und stellt gleichzeitig sicher, dass unser Strommarkt nicht mehr nur von vier riesigen Konzernen bestimmt wird! Das Greenpeace Magazin hat nachgewiesen, dass die Nachfrage nach Ökostrom noch nie so groß war und immer mehr Menschen zu einem wirklichen Ökostromanbieter wechseln.

Herr Santen, das war echt peinlich!

Atomausstieg selber machen! – Jetzt zu einem echten Ökostromanbieter wechseln!

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