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Aktionswoche „Rette sich, wer kann!“ – Kiel wurde zum Sperrgebiet

Aus weiter Entfernung ist bereits ein Transparent mit der Aufschrift „Atomkraft – Schluss!“ zu sehen, mehrere Schilder warnen vor dem Betreten des Kieler Sperrgebiets nach einem möglichen Super-Gau im AKW Brokdorf und eine Handvoll Personen in Schutzanzügen verteilt Flyer an die vorbeilaufenden Menschenmengen. Hierbei handelt es sich um eine Mahnwache der BI Kiel gegen Atomanlagen, die anlässlich der Brokdorf-Aktionswoche „Rette sich, wer kann!“ durchgeführt worden ist. Bereits im Vorfeld hat die Initiative für diesen vergleichsweise angenehm warmen Samstagvormittag mobilisiert, einige Leute haben sich angekündigt und letztlich hat sich doch nur eine kleine Gruppe in der Kieler Innenstadt zusammengefunden. Die AktivistInnen zeigen sich dennoch optimistisch und möchten mit der Aktion und dem passenden Flyer auf die Gefahren des Atomkraftwerks Brokdorf aufmerksam machen.

Speziell geht es hierbei darum, dass uns die Bundesregierung und diverse Medien seit der Katastrophe in Fukushima weis machen wollen, dass Deutschland endgültig aus der Atomenergie aussteigen wird. Weiterhin sind jedoch neun strahlende Reaktoren bis zu 10 weitere Jahre am Netz, der Betrieb der Urananreicherungsanlage in Gronau, die Brennelementefabrik in Lingen und Exporte der Technik findet sogar unbegrenzt darüber hinaus statt. In dieser Zeit produzieren die Atomkraftwerke weiter große Mengen an radioaktivem Müll und stellen eine tickende Zeitbombe dar. Jeden Tag kann die Katastrophe passieren. Im Falle eines Super-GAU ständen wir vermutlich vor einer unlösbaren Tragödie, von der weitaus mehr Menschen
betroffen wären, als aktuell angenommen wird. Behörden und AKW-Betreiber spielen die Gefahren herunter und behaupten, dass Berge von Jodtabletten sowie etliche Notfallpläne vollkommen ausreichend seien.
Allerdings gibt es lediglich Sonderkatastrophenschutzpläne für eine Zone von 25 Kilometern um jedes Atomkraftwerk, obwohl bei einem Super-GAU 170 Kilometer von einem Reaktor entfernte Gebiete ebenfalls unbewohnbar sein können. Je nach Wetter und Menge der freigesetzten Radioaktivität kann diese Zahl sogar noch größer ausfallen. Millionen von Menschen müssten fliehen, zumal weiterhin anzuzweifeln bleibt, dass die Katastrophenschutzpläne einen ernsthaften Beitrag zur
Beherrschung der Folgen leisten könnten. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) stellte in einer Studie fest, dass der
Katastrophenschutz auf ein solches Schadensmaß nicht vorbereitet ist. Dennoch soll das AKW Brokdorf noch bis 2021 in Betrieb bleiben. Selbst wenn höchste Sicherheitsmaßnahmen versprochen werden, ist das AKW Brokdorf – wie alle anderen Atomkraftwerke auch – nicht gegen Flugzeugabstürze und terroristische Anschläge geschützt. Atomkraftwerke
stellen also stets ein potentielles Angriffsziel dar

Einige bleiben am Infostand stehen und lassen sich auf ein Gespräch ein, andere wiederum machen die AtomkraftgegnerInnen für steigende Strompreise verantwortlich (ein echter Atomausstieg ist kein glaubwürdiger Grund für Preiserhöhungen) und beschimpfen diese. Es ist nicht nachvollziehbar, warum dieses Thema auf soviel Ablehnung und Desinteresse in der Gesellschaft stößt, obwohl wir alle von einem Super-Gau im Atomkraftwerk Brokdorf betroffen wären. Fatal ist zudem, dass die aktuelle Landesregierung von Schleswig-Holstein trotz der bedrückenden Fakten bislang noch keine Konsequenzen gezogen hat und Brokdorf weiterhin am Netz ist.

Erfreulich ist die Teilnahme eines indonesischen Juristen der Gewerkschaft TURC gewesen, der, während seiner Rundreise durch Deutschland, auch für einige Zeit an der Mahnwache teilgenommen hat. Indonesien selbst hat noch kein Atomkraftwerk, wenngleich die Regierung bereits Pläne für den Bau von mindestens vier Meilern verfasst hat. Dabei wird das Land immer wieder von Naturkatastrophen heimgesucht.
Bereits am Montag hat die Kieler Initiative eine Mahnwache anlässlich der Aktionswoche in der Kieler Innenstadt durchgeführt. Insgesamt sind die Aktionen gut verlaufen und zugleich hat sich erneut gezeigt, wie wichtig der gemeinsame Kampf für die sofortige Stilllegung aller Atomanlagen ist. In zahlreichen weiteren Städten im Umkreis von 170 Kilometer um das Atomkraftwerk Brokdorf hat es zwischen dem 05. und 11. November verschiedene Aktionen gegeben.

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