500 Personen hatten sie bei den Behörden angemeldet, über 1000 Menschen hätten sich die VeranstalterInnen gefreut und am Ende kam es doch komplett anders: Ganze 5000 Leute gingen am Samstag, dem 22.03.2014, in Kiel gemeinsam auf die Straße, um für eine echte Energiewende zu demonstrieren. Ein großer Erfolg!
Ab 11:00 Uhr füllte sich der der Asmus-Bremer-Platz und immer mehr Menschen kamen aus allen Teilen Schleswig-Holsteins zur Auftaktkundgebung zusammen. Umweltverbände, WindparkbetreiberInnen und Privatpersonen organisierten dafür im Vorfeld gemeinsame Bus- und Zuganreisen. Deshalb war es nicht verwunderlich, dass ein breites Bündnis in Kiel zusammenkam. Neben zahlreichen Anti-Atomkraft-Fahnen waren viele „Energiewende jetzt!“-Schilder zu sehen. Zudem wurden auf Transparenten ein Verbot von Fracking und die Abschaltung aller Kohlekraftwerke gefordert.
Bei der Auftaktkundgebung stellte Uwe Stahl vom Bündnis Kielwasser/Attac klar, dass es unter keinen Umständen ein Kohlekraftwerk am Kieler Ostufer geben darf und die Stadt stattdessen ein alternatives Energiekonzept umsetzen sollte. Des Weiteren sprach er sich für eine Rekommunalisierung der örtlichen Stadtwerke durch kompletten Rückkauf aus, da nur so eine echte dezentrale und ökologische Energieversorgung in Bürgerhand gewährleistet werden kann. Das Bündnis Kielwasser kritisiert jegliche Fracking-Vorhaben, von denen ansonsten auch die Region Kiel stark betroffen wäre. Eine erneute Erdölförderung in der Region Kiel beabsichtigen die Konzerne RWE Dea AG und die kanadische PRD Energy GmbH, sodass deren Ölförderung neben einem Wasserverbrauch von Milliarden Litern auch den Einsatz von Chemikalien und Mikroorganismen bei der Förderung zur Folge hätte. Das bringt extreme Gefahren für die Umwelt und insbesondere für das Kieler Trinkwasser mit sich. Wolfgang Ehmke, Pressesprecher von der BI Lüchow-Dannenberg, kritisierte die Endlagersuchkommission, da die Besetzung der Kommission ungeeignet ist und Gorleben weiterhin als potentieller Standort im Gespräch bleibt. Darüber hinaus fürchtet er, dass Gorleben schon 2015 aufgrund von Gesetzeslücken erneut Ziel von Castortransporten aus Sellafield und La Hague werden könnte. Solange die Endlagerfrage nicht geklärt ist, fordert die Bürgerinitiative, dass der angefallene Atommüll bleibt, wo er ist. Hermann Albers vom Bundesverband Windenergie zeigte die Chancen von sogenannten Bürgerwindenergieparks auf, die ein wichtiger Schritt in Richtung dezentrale Energieversorgung sind. Musikalische Beiträge zwischen den Reden lieferten die Musiker Blaney & Heuer.
Anschließend setzte sich der Demonstrationszug bei bestem Frühlingswetter in Bewegung und zog lautstark rund eine Stunde durch das Kieler Zentrum. Dabei waren Parolen wie „Fukushima ist nicht weit – Atomausstieg ist Handarbeit!“ oder „Kohle, Fracking und Atom – wir woll’n endlich grünen Strom!“ zu hören. Abschließend versammelten sich die Protestlerinnen und Protestler wieder auf dem Asmus-Bremer-Platz, wo neben einigen musikalischen Stücken eine Rede von Claudia Bielfeldt (BUND) zu hören war. Sie konstatierte, dass Naturschutz und Energiewende miteinander einhergehen müssen, da beispielsweise ein exzessiver Anbau von Mais für die Erzeugung von sogenanntem Biogas die Biodiversität gefährdet und die Umwelt belastet. Derartige Vorgänge sind kontraproduktiv und bremsen echten Umweltschutz und die Energiewende nur unnötig aus.
Gleichzeitig gingen in Hannover (8.000 TeilnehmerInnen), München, Düsseldorf (je 5.000), Mainz, Wiesbaden (insgesamt 4.000), Potsdam (2.000) und Freiburg (1.000) insgesamt 30.000 Menschen für eine echte Energiewende und für den sofortigen Ausstieg aus Atom- und Kohlekraft auf die Straße.
Diese breite Bewegung ist ein wichtiges Signal an die große Koalition, die ganz bewusst die Energiewende und den damit verbundenen Ausbau der erneuerbaren Energien ausbremst. Des Weiteren befinden sich alleine in Deutschland noch neun Atomkraftwerke am Netz, die täglich strahlenden Müll produzieren, für den es derzeit kein geeignetes Endlager gibt bzw. nie geben wird, und eine tickende Zeitbombe darstellen. Schließlich kann sich die Katastrophe von Fukushima auch hierzulande jederzeit wiederholen. Der von der schwarz-gelben Bundesregierung sowie SPD und Grünen beschlossene „Atomausstieg“ verdient diese Bezeichnung definitiv nicht, da ein Ausstieg 2022 viel zu spät wäre und die Wiederaufbereitungsanlage im westfälischen Gronau sowie die Brennelementefabrik in Lingen davon überhaupt nicht betroffen sind. Auch die etwa wöchentlich durch den Nord-Ostsee-Kanal stattfindenden Atomtransporte sind nicht berücksichtigt und dürfen somit unbegrenzt weiter durchgeführt werden. Klimaschädliche Kohlekraftwerke und extrem riskante Fracking-Verfahren lassen sich mit einer ökologischen Energieversorgung nicht vereinbaren, weshalb sie verboten gehören!
Doch gerade jetzt darf der Protest nicht abflachen, weshalb es am 26. April 2014 eine Protest- und Kulturmeile am AKW Brokdorf sowie eine erneute Energiewende-Demo am 10. Mai 2014 in Berlin geben wird. Es ist wichtig, dass auch bei diesen Terminen viele Menschen mit dabei sind, um weiterhin Druck auf die herrschenden Politikerinnen und Politiker auszuüben und den Ausstieg aus Kohle- und Atomkraft zu beschleunigen.
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