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Demo in Berlin: 25.000 haben die Agrarindustrie satt!

Demonstatrionszug anlässlich der Grünen Woche unter dem Motto "Wir haben es satt!" für eine gerechte Landwirtschafts- und Klimapolitik 2013

Es kommt nicht oft vor, dass ein so breites Bündnis aus Umweltschutzorganisationen, Tierschutzverbänden, Parteien, Hilfsorganisationen, Bauernverbänden, LandwirtInnen, ImkerInnen und vegetarisch/vegan lebenden Menschen zusammen auf die Straße geht und für ein gemeinsames Ziel eintritt. Im dritten Jahr in Folge zogen nach Angaben der Veranstaltungsleitung rund 25.000 Demonstrantinnen und Demonstranten an diesem Samstag vor das Kanzleramt in Berlin. Zu Beginn der weltweit größten Landwirtschaftsmesse, der „Internationalen Grünen Woche“ in Berlin, wollten sie auch in diesem Jahr wieder auf die Machenschaften der Agrarindustrie aufmerksam machen. Qualvolle Tierfabriken, Umweltschäden durch den Einsatz giftiger Pestizide, steigender Fleischkonsum in unserer Gesellschaft, negative Auswirkungen auf die kleinbäuerliche Landwirtschaft und der zunehmende Preisdruck auf die Erzeuger waren nur einige Gründe, warum so eine breite Masse in Berlin auf die Straße ging. Sie forderten die Wende von der industriellen hin zu einer kleinbäuerlichen, ökologischen Landwirtschaft.

Gegen 12:00 Uhr setzte sich der Demonstrationszug vom Hauptbahnhof in Richtung Kanzleramt in Bewegung. Angeführt von einigen Traktoren marschierten die TeilnehmerInnen unter dem Motto „Wir haben es satt! Gutes Essen. Gute Landwirtschaft. Jetzt!“ durch das Berliner Regierungsviertel und machten mit Sprechchören wie „Wir haben es satt!“ oder „Sie haben gelebt – geatmet so wie wir – Fleisch ist ein Stück ermordetes Tier!“ ihrem Ärger Luft. Aus dem ganzen Bundesgebiet sind Menschen bereits in der Nacht zuvor mit Bussen aufgebrochen, um an der Demonstration teilnehmen zu können. Das verdeutlicht einmal mehr, dass die Kungelei der schwarz-gelben Regierung mit der Agrarlobby auf einen breiten Widerstand in Deutschland stößt. Auch aus Kiel fuhren zwei Busse nach Berlin, die beide von der Tierschutzorganisation PROVIEH organisiert wurden.

Eineinhalb Stunden später versammelte sich der Demozug vor dem Kanzleramt, wo verschiedene Infostände und die Bühne für die Abschlusskundgebung aufgebaut waren. Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), verdeutlichte in seiner Rede nochmals, dass die Politik die industrielle Landwirtschaft nicht akzeptieren dürfe, mehr Transparenz und Verbraucherschutz notwendig sei und zugleich Kanzlerin Merkel und Agrarministerin Aigner die kleinbäuerlichen Betriebe stärker fördern müssten, statt auf Tierfabriken zu setzen.

Kirchliche Hilfswerke kritisierten die Auswirkungen der EU-Agrarpolitik auf Entwicklungs- und Schwellenländer. Klaus Seitz, Leiter der Politikabteilung von Brot für die Welt, stellte in seiner Rede fest: „Die Steigerung unserer landwirtschaftlichen Produktion und der Agrarexporte lindert den Hunger nicht, das Gegenteil ist der Fall.“ Auch Uschi Helmers von der Bürgerinitiative gegen einen gigantischen Geflügelschlachthof im niedersächsischen Wietze rügte die aktuelle Agrarpolitik: „Es darf den Politikern nicht egal sein, wenn ausländische Arbeiter für 3,50 € Stundenlohn in deutschen Schlachthöfen ausgebeutet werden oder dass für unser Tierfutter der Regenwald in Südamerika abgeholzt wird.“[1]

Ilse Aigner zeigte dagegen kein Verständnis für die Demonstration und warf den TeilnehmerInnen im rbb vor, dass sie nicht verstanden haben, wie die aktuelle Politik aussieht.[2] Gegenüber dem Fernsehsender lobte sie außerdem den vermeintlichen Fortschritt der deutschen Gesetzgebung: „Die Kritik ist abwegig. Wer eine Agrarwende fordert, muss sehen, was
Deutschland hier schon geleistet hat: Wir sind bei der Ökologisierung der Landwirtschaft weiter als die meisten Staaten Europas.“[3]

Bildquelle Artikelbild oben: „“Wir haben es satt! 2013″ in Berlin“ von grueneberlin unter der Lizenz CC BY-SA 2.0 via Flickr

Quellen:
[1] Presseinformationen – Demonstration „Wir haben es satt!“ 2013 (20. Januar 2013)
[2] rbb-Abendschau vom 19.01.2013 (20. Januar 2013)
[3] rbb-online – Agrardemo 2013 (20. Januar 2013)

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